hat der Dichter einen halben Tag und eine ganze Nacht in der Serra gestanden, so heißen in Spanien die im Sommer besonders ausgedörrten, struppigen, heißen Höhenzüge. Von Trockenheit gab es
allerdings keine Spur.
Es schüttete wie aus Kübeln, dazu orkanartige Böen, die dem Dichter die Befürchtung einflößten, jeden Moment mit seinem Bus abzuheben, was schon schlimm genug gewesen wäre, aber eventuell noch
besser, als rechter Hand unter einem, durch den Starkregen ausgelösten Bergrutsch begraben zu werden. Auch beides zusammen wäre möglich gewesen. Erst herumgewirbelt, dann begraben, dann noch eine
Woche unterirdisch von den Vorräten gelebt, bis auch das letzte Gasflämmchen verlöscht wäre. . .
Der Leser bemerkt: es war nicht einfach. Mit allerhand Ängsten hat sich der Dichter auf seiner großen Reise herumschlagen müssen. Gebetet hat er auch: „Bitte, lieber Gott, lass Sturm und Regen
weiterziehen, und bitte gib mir draußen ein wenig Licht! Diese Finsterniss, Herr, erinnert mich an nichts, das ich von zu Hause mit der Laterne vor der Tür kenne! Nie wieder werde ich
hinaufklettern und ihren zu hellen Schein mit einer Folie abkleben, sodass die Männer von der Stadt kommen müssen, um sie wieder abzureißen! Hoch und heilig, das verspreche ich!“
Das hat den Ausschlag gegeben, da ist sich der Dichter sicher.
(Leider muss er sich allerdings jetzt daran halten.)
ist mit seinem Oldtimer VW-Bus Typ 4 nach Portugal gefahren. Dabei fällt ihm gleich bei diesem ersten Satz auf, dass er so nicht korrekt ist. Genauer müsste es heißen: der Dichter ist IN seinem Oldtimer VW-Bus Typ 4 nach Portugal gefahren, denn der Bus ist ja nicht nur mitgekommen, sondern hat den Dichter transportiert. "Der Dichter ist mit seiner Aktentasche nach Davos gefahren" bedeutet ja auch nicht, dass die Aktentasche gefahren ist. So genau ist Sprache! So genau sollte man sie verwenden!
Tut aber kein Mensch.
Jedenfalls war die Fahrt viel anstrengender als sie der Dichter von seiner ersten Fahrt vor zehn Jahren im Opel Siestra seiner Mutter ohne Bett und Kochniesche in Erinnerung hatte. Da musste er doch mit Sicherheit auch die steilen Pyrenäen passiert haben! Aber die Bilder dazu waren wie ausgelöscht. So ist das mit Traumen, sie versinken tief auf den Boden des Bewusstseins, und so musste der Dichter stets frisch in den Abgrund blicken, während er sich vorstellte, die Bremsen würden versagen, und er, letzte Gebete rufend kopfüber . . .
Am Ende ist es gut gegangen. Der Dichter fuhr und fuhr und fuhr, machte kaum Pausen, nur einmal auf der Autobahn wegen eines geplatzten Reifens, und dann direkt am nächsten Tag nochmal in der spanischen Serra wegen eines anderen Reifens, aber aus dem selben Grund.
Dann war der Dichter da, erlebte einiges, fuhr zurück und versucht sich jetzt schon seit Wochen in sein vorheriges Dasein wieder einzugliedern, wobei noch immer offen ist, ob es gelingt.